Was macht eine Stadt zu einer Künstlerstadt? Dieser Frage gingen die Gäste der Exkursion nach Gmünd in Kärnten nach. Kulturreferent Wolfgang Hartmann und das Kulturbüro der Stadt Freilassing hatten dazu eingeladen.
Mit Regenschirm, aber viel Vorfreude im Gepäck stiegen frühmorgens 38 Kulturbegeisterte in den Reisebus nach Kärnten. Mit dem Veranstaltungsreihe „KuKuK“ (Kunst-Kultur-Kaffee) wurde im vergangenen Jahr ein Format geschaffen, das Kunstliebhaber jeden Alters bei einem kulturellen Spaziergang durch die Stadt zusammenbringen möchte. Die Exkursion nach Gmünd führt diese Idee weiter. Die kleine Kärntner Stadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Standort erstklassiger Kunst etabliert.
Über 700 Jahre Stadt – 30 Jahre Künstlerstadt
In einer Stadtführung lernten die Exkursionsteilnehmer das historische Gmünd kennen. Trotzdem der Ort nur rund 2500 Einwohner hat, ist er seit dem Jahr 1346 Stadt. Das liegt an den wertvollen Bodenschätzen, die unmittelbar in der Nähe gewonnen wurden. Gold, Silber und Eisenerz wurden über die direkt durch den Ort laufende Römerstraße transportiert. Die Stadtmauer von Gmünd bot den Händlern Schutz in der Nacht, als Gegenleistung dafür zahlten sie Maut. Das damals verliehene Stadtrecht gilt bis heute.
1993 beschloss Gmünd, eine Künstlerstadt zu werden. Einige rührige Initiatoren sahen das Potential der historischen Stadt, deren Jahrhunderte alte, denkmalgeschützten Häuser den idealen Rahmen sowohl für die große als auch die individuelle kleine Kunst boten.
Begonnen hat die „Kunstinitiative Gmünd“ mit zwei Galerien: Eine davon – einen renovierten Stall und Heuboden, der Teil der Stadtmauer war und an dessen rauen Mauern aktuell die Preisträger-Bilder des STRABAG-Kunstpreises präsentiert werden – besuchten die Teilnehmer während der Stadtführung.
Nach und nach wurden in den vergangenen 30 Jahren Häuser und Wohnungen zu Galerien revitalisiert. Aktuell hat die Künstlerstadt 20 Galerieplätze, verteilt auf die ganze Stadt, in denen Künstler für mehrere Monate arbeiten, ausstellen und verkaufen können. Insgesamt 900 Künstler waren in den vergangenen 30 Jahren in Gmünd tätig. Mittlerweile kommen zwischen Mai und Oktober 50.000 Tagestouristen in das Städtchen: Um durch die historischen Gassen zu gehen, das Panorama zu genießen- und um die Künstler und wechselnden Kunstausstellungen zu besuchen.
Im vergangenen Jahr wurde die Kunstinitiative Gmünd in eine Stiftung überführt. Erstes Projekt war das neue Kunsthaus, das auf 400 m2 Platz für edle Exponate und Ausstellungen bietet. Die Premieren-Ausstellung „David Hockney. Das grafische Werk“ zeigt eine reiche Auswahl an Lithografien, Radierungen, Siebdrucken und Plakatkunst des Briten, der zu den bedeutendsten und einflussreichsten Künstlern des 20. Und 21. Jahrhunderts zählt. Viele Teilnehmer nutzten die einmalige Gelegenheit, diese wertvolle Sammlung anzuschauen.
Künstlerstadt Gmünd entdecken
Am Nachmittag dann erkundeten die Teilnehmer auf eigene Faust die vielen größeren und kleineren Galerien in Gmünd. Denn genau das, so waren sich die Besucher einig, mache den Charme dieser kleinen Stadt aus: Die vielen kleine Galerien, oft im Souterrain der denkmalgeschützt Häuser, unter urigen Gewölben, mit unregelmäßigen, rauen Mauern, immer mit der unverwechselbaren Handschrift des ausstellenden Künstlers.
Initiator Wolfgang Hartmann zeigte sich zum Abschluss beeindruckt von der Vielfalt der künstlerischen Darstellung: „Es war eine wunderbare Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.“ Er dankte Ingrid Gattermair-Farthofer für die Organisation und allen voran den Teilnehmern, denn: „Eine gute Idee zu haben reicht nicht, es braucht auch Leute, die sich dafür interessieren und sich darauf einlassen möchten.“
Eine weitere KuKuK-Exkursion im kommenden Jahr ist bereits in Planung.
Bilder: Stadt Freilassing/Gisela Brechenmacher