
Ausdrehen der Schnellzug - Dampflokomotive 01 066 auf unserer Drehscheibe
Am 9. Dezember 2023 ist wieder der Christkindl - Sonderzug aus Nördlingen unterwegs in Richtung Salzburg und legt in Freilassing einen Zwischenstopp ein.
Stadtwerke 30.03.2022
Der Krieg in der Ukraine und das zumindest vorläufige Aus der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 als politische Antwort auf die Aggression Russlands verunsichert derzeit viele Gaskunden. Doch was für Folgen hat dieses Aus tatsächlich – und wie steht es insgesamt um die Erdgasversorgung Deutschlands?
Hier Antworten auf derzeit besonders häufig gestellte Fragen:
Ist durch das vorläufige Aus von Nord Stream 2 die Erdgasversorgung Deutschlands gefährdet?
Der vorläufige Stopp des Nord-Stream-2-Projekts hat derzeit keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit Deutschlands. Bis jetzt ist noch kein einziger Kubikmeter Erdgas durch Nord Stream 2 nach Deutschland geliefert worden. Von daher fallen durch den Stopp des Zertifizierungsverfahrens auch keine Gasmengen aus.
Was passiert, wenn Russland die Lieferungen nach Deutschland reduziert oder gar einstellt?
Würde die russische Führung die Erdgas-Lieferungen nach Europa einstellen, wäre das in der Tat eine große Herausforderung für die Bundesregierung und die Gaswirtschaft.
Russland ist zwar ein wichtiges Erdgas-Importland für Deutschland – aber keineswegs das einzige. Norwegen und die Niederlande haben zusammen einen ähnlichen hohen Anteil an der deutschen Erdgasversorgung. Und die eigenen deutschen Vorkommen tragen ebenfalls rund 6 % zur benötigten Nettomenge bei. Außerdem verfügt Deutschland über die größten Erdgasspeicherkapazitäten Europas.
Kurzfristige Lieferausfälle oder Engpässe einzelner Importländer könnten von Deutschland also aufgefangen werden. Selbst bei einem kompletten Lieferstopp Russlands, käme Deutschland - nach einer aktuellen Einschätzung der Bundesregierung – über den gesamten Rest der aktuellen Heizperiode mit den vorhandenen Vorräten zurecht. Es muss also auch in diesem Winter niemand frieren.
Wie stellt sich denn die langfristige Versorgungssituation Deutschlands mit Gas dar? Gibt es auch in den nächsten Jahren noch genügend Gas, damit es in Deutschlands Wohnzimmern warm bleibt?
Hier kommen mehrere Entwicklungen positiv zum Tragen. Zum einen gewinnt LNG-Gas (flüssiges Erdgas, das mit Spezialtankschiffen transportiert wird) mehr und mehr an Bedeutung. LNG-Gas stammt unter anderem aus Nordamerika, Australien oder Katar. Zur Einordnung: Lag das weltweite Handelsvolumen dieser Gasform 1995 noch bei unter 100 Milliarden Kubikmeter pro Jahr, wurden davon 2019 fast 500 Milliarden Kubikmeter pro Jahr verschifft – Tendenz steigend.
Zum anderen hat die deutsche Gaswirtschaft schon vor längerem die Weichen für eine Gasversorgung 2.0 gestellt: Zum einen, um die Abhängigkeit von externen Lieferquellen zu reduzieren – aber vor allem auch aus Klimaschutzgründen. Der – speziell im Vergleich zu Öl und Kohle – klimafreundliche Energieträger wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Schritt für Schritt zum klimaneutralen Gas aus nachhaltigen, europäischen Quellen wandeln. Die Beimischung klimaneutraler Gase in das Gasverteilnetz ist bereits heute gängige Praxis und wird in der Zukunft massiv ausgebaut werden. Die großen Hersteller von Heizungssystemen arbeiten an neuen gasbasierten Heiztechnologien, die komplett mit CO2-neutralen Wasserstoff betrieben werden können. Die gute Nachricht ist, dass die bestehenden Verteilnetze und Anlagen auch für klimaneutrale Gase geeignet sind. Das hat Vorteile nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Versorgungssicherheit.
Welche Bedeutung haben Gasheizungen für den deutschen Wärmemarkt?
Rund 50 % der deutschen Haushalte nutzen derzeit den Energieträger Gas, um ihren Wärmebedarf zu decken. Eine Trendwende dieser hohen Marktbedeutung ist aktuell nicht zu erkennen: 70 Prozent der 2021 neu installierten Heizungen werden mit Erdgas betrieben. Die Bedeutung von Gas sieht auch die Bundesregierung. Auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es dazu: „Auch in den nächsten Jahren wird Erdgas einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leisten.“
Sollte es trotz all dem zu Versorgungsengpässen bei der Erdgasversorgung kommen – werden dann als erstes die Privatkunden vom Erdgasnetz genommen?
Aktuell sind wir zwar mit drastischen Preissteigerungen an den Gas-Beschaffungsmärkten konfrontiert. Anzeichen für einen tatsächlichen Gasmangel, der dazu führt, dass der Bedarf nicht mehr gedeckt werden, gibt es aber derzeit nicht. Für den Ernstfall ist dennoch vorgesorgt: Bei einem Versorgungsengpass treten die behördlich geregelten Abläufe des Notfallplans Gas für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Auf Basis gesetzlicher Vorgaben stellen dann die Fern- und Verteilnetzbetreiber sicher, dass die Versorgung von geschützten Kunden zu jeder Zeit gewährleistet ist. Das bedeutet, dass auch im Notfall Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und alle Privatkunden weiter mit Gas beliefert werden. Sind Kürzungen nicht mehr zu vermeiden, werden zum Beispiel als erstes nicht systemrelevante Gaskraftwerke vom Netz genommen, um die Nachfrage nach Gas zu reduzieren. Kurzum: Selbst in extremen Notfall-Situationen wird es in deutschen Wohnzimmern warm bleiben!